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Texte

 

 

Ja, ich will
Hier steh ich nun, beinahe so wie eine Braut in einem weißen Kleid vor dem Altar - in Erwartung ihres
Liebsten - und frage mich : will ich wirklich ?
Ja, ich will – und zwar alles und das sofort. Ich will ganz vorne dabei sein – direkt dran am Geschehen
und möchte mit dem Leben um die Wette leben, in meinem Paralleluniversum herumsitzen und das
Lebensgefühl genießen. Rotzfrech, entrückt und immer in Erwartung, dass das, was ich mir wirklich,
wirklich wünsche, dann einfach hinter der nächsten Ecke auf mich wartet. In meinem Universum aber
bitte, ist das klar ?
Meine Verantwortung ist groß – so gewaltig, dass ich manchmal die Sätze umdrehen muss um zu sehen,
was auf der Rückseite steht. In meiner Position fühle ich mich oft nirgendwo richtig zugehörig – aber was
solls. Solange man mir meine Freiheit lässt, stelle ich mich lebensbejahend meiner Verantwortung und
werde die Geheimnisse, von denen das Universum nichts weiß, für immer in mir einschließen. Oder ich
male sie mir von der Seele.
Ja, ich will.
Captain Kathryn Janeway

Yes, I do
Here i stand, like a bride in her white dress in front of the altar, awaiting her beloved, and i ask myself :
do i really want it ?
Yes, i do – i want it all and i want it now. I want to be at the forefront, turned to the action, i want to live
the bet , sit around in my parallel universe and enjoy the feeling of life. Naughty, enraptured and always
waiting, that my wishes come true, just waiting for me behind the next corner. But to make that clear – i
want that in my universe.
My responsibility is great – so enormous, that i have to turn around the sentences sometimes to have a
look what is written on the back side. In my position i often feel that i am not part of the game – nowhere,
but who cares. As long as do not lose my freedom i take the responsibility – life affirmung – and i will
keep all the secrets and hide them from the universe, lock them in. Or else i paint picture.
Yes, I do.
Captain Kathryn Janeway

 

 

Alles oder nichts !

 

Jetzt sind alle da. Ich aber habe diese Ausstellung schon gesehen. Alleine. Vor Eröffnung. Was ich jetzt erzähle ist geheim, nur nicht weitersagen!

 

Die meisten Werke der Ausstellung sind Teil der Serie „Alles oder nichts“. Jedes Bild daraus ist ein Moment. Ein Moment, der für einen Akteur, für Andere oder für alle von größter Bedeutung oder doch völlig ohne Belang sein kann. Ein Moment, der Großartiges oder Banales gebärt, ein Moment der das Raum-Zeit-Kontinuum durcheinanderwirbelt oder der einfach spurlos vorbeigeht. Oder sind es Momente, die für immer und ewig völlig statisch bleiben und sich nicht verändern?

 

Was jetzt? Alles oder nichts, was bringt der Moment nun?

 

Die Antwort findet man selbst durch Betrachtung der Akteure, Orte, Dinge und Umstände in den Bildern.

 

Dort treffen Akteure einander zufällig und es entstehen Berührungspunkte, Kontakte und Konstellationen, die von Harmonie bis Absurdität reichen.

 

Der Astronaut, die Rakete oder der Satellit agieren ohne Bodenhaftung, Licht und Ton. Die Frauen­figur ist schwerelos, frei und ohne Sorgen solange sie absinkt, wenn sie aber zufällig erscheint ist sie alltäglich und unverbindlich und wenn sie wie selbstverständlich vorhanden ist, dann ist sie die Wirklichkeit.

 

Der Fisch und die Kröte sind der Ursprung, der Beginn und die Ewigkeit. Das Leben und die Sexualität. Fuchs und Eisbär bringen Gier, Schläue und Überlebenswillen in den Moment, das Pferd aufrichtige Liebe und Kraft.

 

Im Wald finden die Akteure Geborgenheit und Schutz, der Wind gibt allem die Chance, aber nicht die Gewissheit, größter Bedeutung und Veränderung.

 

Das waren nun die Schlüssel zum Erkennen, Deuten oder Erfinden der Momente - alles oder nichts, es liegt am Betrachter.

Dein Edward Snowden

All or nothing  !

 

They are all there now. But I have already seen the exhibition. Alone. Before the opening. Everything I tell you now is a secret – don‘t tell anybody.

 

Most works of the exhibition are part of a series called „all or nothing“.Every single picture is a moment. A moment which is very important for a participant, for everyone and all the others – or it can also be just without any meaning. A moment that can bear something wonderful or something trivial, a moment that can muddle up the the continuum between space and time or can also just go past without leaving a trace. Or are these moments being static forever without any change ?

 

So what ? All or nothing, what does this moment bring ?

 

You will find the answer looking at the actors, places, things and circumstances in the pictures.

 

The actors there meet accidentally and the results are points of contact, contacts and constellations reaching from harmony to absurdity.

 

The astronaut, the rocket or the sattelite act without any traction, light or sound. The female figure is weightless and without any worry as long as she goes down. But as soon as she accidentally appears she is ordinary and not binding and when she is naturally present she is reality.

 

The fish and the toad are the origin, the beginning and the eternity. Life and sexuality. Fox and  polar bear bring greed, craftiness and the will to survive into the moment, the horse brings sincere love and force.

 

The actors find secureness and shelter in the woods, the wind gives them all a chance but no certanty, a bigger meaning and a change.

 

These were now the keyes to identify, to interpret or to invent the moments – all or nothing , it lies with the viewer.

 

Yours, Edward Snowden

Luftiger Tod

Mela Kaltenegger (jetzt: Mela Diamant) löst mit ihren Arbeiten die Grenze zwischen Humor und Ernst unbekümmert auf, mit Witz und Selbstironie wandelt sie an dieser Grenzlinie, ganz oben am Dachfirst. Dabei verfällt sie in einen Galopp, bei dem zeitweise kein Bein mehr am Boden bleibt, die Momente in denen alles schwebt sind in ihren Werken sichtbar und spürbar.

Überhaupt zeigen ihre Arbeiten märchenhaft und modern schwere Geschichte und luftigen Tod, Jahrtausende entfernt und doch ganz nah und heute. Man sieht Ewigkeit und Sanftmut und gleichzeitig Aussichtslosigkeit und Ende. Einsamkeit, Tod und Liebe in einer vergangenen zukünftigen Perspektive. Sie ignoriert die Zeit mutig und frech mit wienerisch grantigem Charme und erstellt wie aus Scherben geflickt neue, eigenwillige Kompositionen.

Die Künstlerin und ihre Werke beschäftigen sich mit Fragen der Selbstwahrnehmung, wobei der Stellenwert der Weiblichkeit mit Ironie in den Mittelpunkt gerückt wird.

Airy Death

 

With her work Mela Kaltenegger (now: Mela Diamant) gaily dissolves the borders between humor and seriousness, she is walking along the borderline with wit and self – irony high up on the ridge of the roof. She falls into galopp  somemetimes without keeping a leg on the ground ,  the moment when everything is floating, her work is visible and perceptible.

Her work shows difficult stories and airy death in a fabulous and modern way, centuries away but also very close and now.  You can see eternity and gentleness  hopelessness and the end at the same time. Loneliness, death and love all in one past and future perspective. Ignoring  time with courage and naughtyness and with the viennese grumpy charme, building up  new wayward compositions  patched up from fragments.

The artist and her work deal with questions about self-perception, the status of femininity is focused with irony.

Textile Skulpturen:

Am Anfang war nur weiß von Bedeutung: weiße Pferde, weiße Tauben, alles andere schien falsch und wertlos.

Jede der textilen Skulpturen ist ein Unikat. Die Skulpturen beginnen aus einem Stück und entwickeln sich daraus weiter. Das Material, aus dem die Skulpturen geschaffen werden, ist Füllstoff, bzw. Innenflies, also eigentlich nicht für das Auge des Betrachters gedacht, es sollte eigentlich im Verborgenen bleiben und dient zum Ergänzen der Kleidung, für Wärme im Kalten. Da ich Malerei und Grafik studiert habe, sind die Nähte in der Skulptur sehr wichtig, denn diese ziehen Linien, die Enden hängen frei, lassen Verbindungen und Gedanken offen.

Die Skulpturen sind keine Manifeste sondern genähte Ideen und Wesen des Symbolgehalts ebendieser. Die Farbe der Nähte unterstreicht den Symbolgehalt der Skulptur, definiert die Bedeutung, steht für den Inhalt und gibt die formale Einfassung.

At the beginning only white was important: white horses, white pigeons, everything else seemed wrong and worthless.

 

Each of the textile sculptures are unique. The sculptures start out of one piece and then develop from it. The material of which the sculptures are made of is either filler or fleece, which both normally is not for the eye of the viewer, it rather should be hidden and completes clothing and makes you warm when it is cold. Since i studied painting and graphic arts stitches in a sculpture

are very important for me as they draw lines , the ends hang freely and leave your thoughts and connections open.

 

 

Textile Skulpturen als Lebewesen mit großer symbolischer Bedeutung:

"Wiener Blut", lebensgroß, 2016

Pferd: Retter, der immer da ist. Ansprechpartner, der immer Rat weiß. Partner, der einen trägt und führt ohne dabei zu behindern. Eine Erhöhung im Leben, eine Kraftquelle die Liebe gibt.

„Viennese blood“, life – size, 2016 

The horse, the savior, always present. Contact person who always has a sollution. A partner who carries you and leads you without hindrance. An elevation in life, a source of power giving love.

 

"Quantensprung", lebensgroß, 2016

Roter Fuß/Schuh: Steht für Freiheit und Rebellion, für Leichtigkeit und den Genuss der schönen Welt. Zeigt Selbstbewusstsein, Mut, und frechen Lebenswillen. Bedeutet Sexualität, das Skurile, das Andere.

„Quantum leap“, life – size, 2016 

The red shoe stands for freedom and rebellion, for easiness and the enjoyment of a wonderful world. Shows self confidence, courage and a cheeky will to live. Stands for sexuality, the bizarre, the other.

"Die Regeln waren eigentlich allen bekannt", lebensgroß 2017

Stier: Steht für Kraft und Energie, Feuer und Erde, für Familie und Friede. Tobt herum, braust auf aber kaut in Wirklichkeit gelangweilt am Gras rum.

„The rules have actually been known by everyone“, life – size, 2017

The bull stands for power and energy, fire and earth, for family and peace. Romps about, breaks out but as a matter of fact only chews the grass with boredom.

"Götter des Olymp", lebensgroß 2017

Hund: Treuer Freund und Begleiter, Retter und Verteidiger. Schenkt bedingungslose Liebe und unhinterfragte Hingabe. Demütiges Geschöpf, man ist für den Hund die ganze Welt und mehr. Liebt einen bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter. Der Hund wittert den Tod und hütet die Jenseitspforte.

„Gods of the Olympus“, life – size, 2017

The dog, loyal friend and companion , rescuer and defender. Gives his love unconditionally and without questioning his dedication. A humble creature – we are the whole world for our dog and even more. It loves you to infinity and much further. The dog smells death and watches over the gate of heaven.

Das Huhn steht in der Psychoanalyse für die Grenze zwischen Bewusstem und Unbewusstem. Das Ei als Sinnbild für die Ganzheitlichkeit der Schöpfung.

In psychoanalysis the chicken stands for the border between conscious and unconscious. The egg is a symbol for the wholeness of creation.

 

 

Die Frau: Mit einem glatten Schnitt in 2 Teile geteilt existiert die Frau im Diesseits und im Jenseits gleichzeitig. Sie trägt nur einen Schuh, den anderen hat sie in der Unterwelt zurückgelassen. Und doch liegt er rot glänzend neben ihr, hat sie nur geträumt? Ist das nur eines der Missverständnisse, das nie aufgeklärt wurde? Eine Illusion, so wie der Zauberer die Frau entzweischneiden kann, ohne das in der wirklichen Wirklichkeit jemand Schaden nimmt?

 

Halbe Sache

Der Zauberer zersägt die Jungfrau, die langgestreckt vor ihm liegt. Gegenstand vieler Witze ist, wenn das Kunststück schiefgeht.

Hier hat die Künstlerin Mela Kaltenegger die Frau zersägt. Und es ist nicht schiefgegangen, sondern die Frau ist sauber mittendurch getrennt in zwei Teile.

Sie hat einiges hinter sich. Sie lag einst in Stücken, in Scherben und wurde fein säuberlich zusammengeflickt.

Es geht ihr jetzt gut. Der oberen Hälfte. Sie macht einen Kopfstand. Oder ist sie abgestürzt? Gestürzt worden? Verdammt? Ein entspannter, gefallener Engel.

Die untere Hälfte liegt ganz woanders. Kann sein, dass man erst nach ihr suchen muss. Auf dem Bauch, die Beine verdreht. Sie könnte ohnehin nicht mehr laufen, nur humpeln mit ihrem einen Stöckelschuh. Vielleicht ist sie gestolpert und hingefallen. Vielleicht hatte sie einmal zwei Schuhe, wollte, musste fliehen und hat dabei den einen Schuh verloren. Auch Luzifer hinkt oder trägt nur einen Schuh. Wer vom Jenseits ins Diesseits zurückkehrt, hat nur noch einen Schuh.

Dr. Birthe Blauth, Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin, 2016 

Half a thing

 

The magician saws up the virgin which lies in front of him. Part of some good jokes if the trick goes wrong. Here the artist Mela Kaltenegger has sawed up a woman. And it did not go wrong, the woman is neatly divided into two parts exactly in her middle.

The woman has a lot behind her. Once  laying in pieces and fragments she was patched up again neatly.

Her upper half is all right now, making a headstand. Or did it fall – has it been overthrown ? Damned ? A relaxed, fallen angel.

The bottom half is located somewhere else. Maybe it needs to be looked for it. On the belly with legs twisted, could not run anymore, only walk with a limp with one stiletto on. Maybe she stumbled and fell, lost one shoe when she had to run away, escape. Luzifer also walks with a limp or wears only one shoe. When you return from the other side you only have one shoe left.

 

Dr. Birthe Blauth, artist and cultural scientist , 2016

 

Die wirkliche Wirklichkeit

Die Arbeiten vom Mela Kaltenegger (jetzt Mela Diamant) schaffen Geschichten: Erlebtes, Erdachtes und Gefundenes wird im Zusammenhang mit Lust zu einer eigenen Realität neu zusammengestellt.

Lineare Serien sollen erzählt, um aufgebrochen zu werden und für einen kurzen Moment eine andere Wahrheit sichtbar zu machen. Dabei wird ein persönliches Umfeld angesprochen, in dem Frauen größere Bedeutung erlangen als die Wahrheit.

Die schnell skizzierten Momentaufnahmen zeigen eine kurze Einblendung der wirklichen Wirklichkeit.

The real reality

 

The work of Mela Kaltenegger (now Mela Diamant) creates stories,  Experienced, made up or found stories are  put together to a new indivitual reality  in connection with desire.

Linear series are told to be broke up to make another truth visible for one short moment. At that a very personal surrounding is adressed where women have a greater meaning than the truth.

Quickly sketches snapshots show a short insertion of the real reality.

Cathrine Fassbind schreibt auf der Seite der homepage der Galerie SACCETTI:

Mela Kaltenegger (jetzt: Mela Diamant) kreiert chromatisch frische Bildwelten im Medium der Malerei, in denen Witz, Ernst, Ironie und Hintergründigkeit unbekümmert aufeinandertreffen. Obwohl ihr nonchalanter, graphischer Duktus den Eindruck erweckt, als seien die Szenen nur flüchtig gemalt, bestehen die Gemälde aus zahlreichen, sorgfältig aufgetragenen Schichten in Eitempera, die die Künstlerin selbst herstellt.

Ihr Augenmerk gilt der Darstellung von Frauen, die sich märchenhaft schwebend im Wasser befinden, in freier Natur einen Handstand vollführen, sich auf dem Sofa ausruhen oder bei heruntergelassenem Höschen unter Bäumen pinkeln. Zu ihnen gesellen sich nicht selten Tiere – u.a. Pferde, Fische, Hunde, Eisbären oder Hasen – und die Protagonistinnen erscheinen mit dem wiederkehrenden Attribut der Stöckelschuhe oder Stiefel in Rot, die in Anlehnung an Hans Christian Andersens Märchen Die roten Schuhe (1845) als ein Symbol für Freiheit und Rebellion, aber auch für Sinnlichkeit und Verführung gelesen werden können.

Den Kompositionen Kalteneggers wohnt ein Charakter des Augenblicks mit dem Spektrum unzähliger möglicher Entwicklungen inne. Dies unterstreichen die mit Bedacht gewählten Bildtitel. Sie geben eine Richtung vor, ohne zu viel zu offenbaren und lassen dem Rezipienten genügend Raum für Assoziationen: „Welche Möglichkeiten sich ergeben, kann der Betrachter der Akteure, Orte, Dinge und Umstände selbst abwägen“ (Mela Kaltenegger 2017).

Nebst zu Pinsel und Leinwand greift Kaltenegger zu Nadel und Faden. Sie lässt zwei- und dreidimensionale, textile Objekte entstehen. Ihre Skulpturen aus Innenfliess, die Köpfe von Tieren oder Alltagsdinge in Lebensgrösse darstellen, haben Symbolgehalt: Das Pferd als Ansprechpartner, der immer Rat weiss, oder der Hund als treuer Freund und Begleiter. Die farbigen Nähte, die sichtbar bleiben, ziehen Linien, deren Enden frei herunterhängen und die formale Fassung der Figur bestimmen. Die jeweilig verwendete Farbe akzentuiert deren symbolische Bedeutung. Die weiche, fliessende Oberfläche und die nach unten frei verlaufenden Fäden sprechen den Tastsinn an: Das Auge des Betrachters verlegt sich in die Fingerspitzen......

 

Die roten Schuhe

Mela Kaltenegger (jetzt: Mela Diamant) bringt ihre neuen Arbeiten auf einen Punkt: Lust.

Leidenschaften, Erotik, Sex und Verführung beschreiben die eine Seite von Lust, aber auch die andere Seite, Maßlosigkeit, Verruchtheit, Unanständigkeit, Moralvergessenheit ist nicht wegzudenken.

Ein Begriff, „Lust“, kann vieles gleichzeitig bedeuten und unter einem Dach vereinen, Grenz­ziehungen sind unmöglich, eine genaue Bestimmung scheint undenkbar.

In Verbindung mit dem Märchen „Die roten Schuhe“ weiß Mela Kaltenegger einiges über Lust zu erzählen. „Die roten Schuhe“ ist ein grausames Märchen über eine Waise, in der, von den Reizen roter Tanzschuhe verlockt, die (unmoralische) Lebenslust erwacht und die als Strafe dafür von da an immer tanzen muss, bis sie sich die Beine abschlagen lässt, um endlich dieser Qual ent­rinnen zu können. Das Märchen gibt Stoff für viele weitergesponnene Geschichten in Kalten­eggers Bilderleben, mit dem Unterschied, dass die Künstlerin mehr Mitleid hat, als der ur­sprüng­liche Geschichtenverfasser: Sie lässt die Füße des Mädchens nachwachsen, es darf auch ge­legent­­lich die Schuhe ablegen und zur Ruhe kommen, ausruhen, an anderes denken, die Zwänge vergessen.

In den Bildern kann man sehen, dass sich die roten Schuhe selbständig machen, ein Eigen­leben führen, überall zu finden sind, im Café z.B. oder Unterwasser, als Sinnbild stehen für das, was das Leben bieten kann. Aber sie können auch festsitzen und nicht einfach abgeschüttelt werden.

Die roten Schuhe stehen oft vordergründig, als leuchtend rotes Zeichen für Erotik und Ver­führung. Das fast schon bedrohliche Symbol erlaubt nicht außer Acht zu lassen, dass man leicht zu weit gehen und übertreiben kann.

Auch die andere Seite der Medaille erhält Gestalt, das zur Ruhe kommen, das Übermaß an Lebens­­­lustgefühlen vielleicht bereuend, da man weiß, übertrieben zu haben, allzu gut gekannte Moral­vor­stellung des Verbots der Maßlosigkeit erinnernd. Die Künstlerin wird zur sanft, nicht lüsternd Lieben­den, ausruhenden, Erlebtes verdauenden Alltagsfrau, die selbst maßregelt, auch den Hund. Eine Ver­drängung der roten Schuhe aus dieser Welt ist aber nicht möglich, der Hinterkopf ist voller Gedanken.

Mela Kaltenegger  setzt ihr persönliches Umfeld künstlerisch um. Menschen und Dinge die ihr nahe stehen, finden Platz in ihrer Malerei. Insbesondere die weiteren drei Mitglieder der Künstlerinnen­gruppe „Die 4 Grazien“, sind häufig in den Arbeiten wiederzuerkennen. Schauplatz ist Wien.

Das Naheverhältnis zu Lust, Leidenschaft und Fruchtbarkeit war immer schon von großer Be­deutung für Kaltenegger, da deren Symbole, beispielsweise Hasen und Frösche, immer wieder in ihren Werken aufscheinen. Ihre Bilder, seien es Portraits, Landschaften, sind durch kräftige Farben und vielfältige Muster charakterisiert.

The red Shoes

 

Mela Kaltenegger (now: Mela Diamant) brings her new work to one point: lust. Passion, eroticism, sex and tempation describe one side of lust, but there is also the other side – intemperance, wickedness, indecency and

immoralty are not indispencable.

The term of „lust“ can mean different things at the same time and unite it under one roof. It is impossible to draw a border and an exact determination seems unthinkable.

In connection with the fairy tale „The red Shoes“ Mela Kaltenegger has a lot to tell us about lust.  „The red Shoes“ is a very cruel fairy tale about an orphan who gets temptated by a pair of red shoes and as a punishment for the awakening of an unmoral desire to live the girl is forced to dance as long as she let its legs being cut off to be free from this tornment. The fairy tale gives room for many more crazy stories in Kalteneggers pictures with one difference: the artist has much more pity with the girl than the author of the story. She allowes the legs to regrow, allowes the girl to get rid of the red shoes every now and then to come to a rest, to think of something else and forget its force for some time. In the pictures you can see, that the red shoes become independent, have an own life, you can find them everywhere – in the Cafe or under water. They are like a symbol for what life can offer you, but they can also be stuck and not be shaken off.

The red shoes often stand there in the front like a bright red sign for eroticism and temptation. The symbol has an almost threatening character and reminds you not to go to far or exaggerate.

The other side of the medal is also shown - comming to rest and to regret the excessively lust of life, knowing that you have exaggerated. Remembering the moral imagination of the  forbidden intemperance. The artist becomes a gentle lover, not lustful but resting, an everyday woman who copes with what she experiences, and disciplines herself and the dog. It is not possible to force the red shoes out of this world – the back of our heads is full of thoughts.

Mela Kaltenegger finds an artistic implementation for her personal enviroment – people and thing being close to her find a place in her painting. Especially the other three members of the women artists group „The 4 Graces“ can be recognized in her work very often. The location is Vienna.

Kaltenegger has a close relationship to lust, passion and fertility, it always had a big meaning for her. Their symbols like rabbits and frogs very often turn up in her work. Her images being portraits or landscapes characterize by strong colours and manyfold patterns.

 

Gasteil

Mela Kalteneggers (jetzt: Mela Diamant) Akteure sind durchwegs junge Frauen: Erotisch, lässig und selbstbewusst bewegen sie sich in den Bild-Geschichten. Mit besonderer Vorliebe: Kriminalgeschichten! Als Mitbegründerin der Künstlerinnengruppe „Die 4 Grazien“ hat die Absolventin der Malerei- und Graphik-Klasse von Gunter Damisch an der Akademie der Bildenden Künste in Wien gemeinsam mit ihren Kolleginnen nicht nur viele künstlerische, sondern ebenso enge freundschaftliche Gemeinsamkeiten – und ein hohes Maß an Heiterkeit. Heuer feiert man das zehnjährige Bestehen der Gruppe.

In den nun am Gut Gasteil gezeigten Bildern kontrastiert die kühl-blasse Winteratmosphäre den realen Sommerbeginn. Den Hauptteil der Werke nimmt eine von Mela Kalteneggers Krimiserien ein. Eines der Rätselspiele mit dem Betrachter. „Täter“, „Opfer“, „Zeugen“, werden nur angedeutet, die eindeutige Rollenzuordnung wird auch hier verweigert und aufgebrochen. Bis auf den „Kipp-Punkt“ wie Kaltenegger als einzigen konkreten Hinweis preis gibt: „Einmal wird die Wahrheit sichtbar ….“. Jedes Bild erzählt eine Geschichte und ist gleichzeitig Bestandteil einer Bildfolge – 20, maximal 50 Einzelbilder. Siebdruck, Graphik und vor allem Malerei in Eitempera sind die Techniken, mit denen Mela Kaltenegger ihre Themen umsetzt. Der schichtweise Farbauftrag öffnet oder verhüllt Andeutungen, mit dem feineren Pinsel werden Figuren graphisch hineingesetzt, die je nach Zeitpunkt im Arbeitsprozess prominent heraustreten oder unter den dünnen Farbschichten wie in Nebelschwaden verschwinden. Der Hintergrund mit teilweise kräftiger Farbe oder auch pastell-ruhig, immer mit breitem Pinselstrich, gibt die Stimmung wieder. Und dann sind da noch die roten Schuhe, die Kaltenegger von Hans Christian Andersens Märchen „Die roten Schuhe“ in ihre Bilder transportiert, Symbol der Freiheit, des Aufbegehrens, der Sexualität – in unterschiedlichen Ausprägungen, sehr elegant, mit einer manifest erotischen Konnotation – und wieder einem Schmunzeln. „Entschuldigung, ich muss nach Rom“, lässt die Protagonistin des Bildes ausrichten, zieht mit erwartungsvollem Lächeln ihre knallroten High-Heels am Waldboden sitzend an – und wird in Kürze unterwegs sein ….

Verena Kienast 2012, anlässlich der Ausstellung „Die falschen Schuhe“, Gut Gasteil

Gasteil

 

Mela Kalteneggers actors (now: Mela Diamant) are all young women: erotic, casual and self – confident is how they move through the picture – stories. With one  special preference: Criminal – stories. Kaltenegger is one of the founders of the women artist group „The 4 Graces“, she has graduated  the painting and graphic – class  by Gunter Damisch and studied together with her three female colleagues at the Academy of Fine Arts in Vienna. They not only have many artistic similarities  but also are close friends and have a high ammount of cheerfulness. This year they celebrate the tenth anniversary of their  founding.

In the pictures which are shown on the estate of Gasteil now you can see the contrast between a chilly and pale winter atmosphere and an authentic summer beginning. The main part of the work consists of one of Mela Kalteneggers criminal series. One of the mystery games she has for the observer. „Offender“, victim“ „witness“ are only implied, a clear classification is being refused and broken up. There is only one concrete hint – one tipping point: „ One day the truth will be visible...“. Every picture tells a story and is also part of the whole  – 20, at most 50 single pictures.  Screen printing, graphic and especially painting in Eitempera are the techniques which Mela Kaltenegger uses to transpose her topics. Putting on different colours in layers opens or covers hints, with a fine paintbrush figures are graphically put in the pictures and depending on the right moment during the process of work the figures come out prominently  or fade away in the layers of the colours.  One part of the background with bright colours, another pastel and calm, the brushstroke always broad representing the mood of the picture. And last but not least the red shoes, taken from Hans Christian Andersens fairy tale „The red shoes“into her pictures. As a symbol of freedom, rebelliousness, sexuality – in different shapings, very elegant, with a strong erotic connotation – and with a smile again. „Sorry, I have to go to Rome“ the femal protagonist of the picture lets us know, and puts on her scarlet high – heels with an expectant smile, sitting on the forest floor – beeing on her way soon….

© Mela Diamant

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